In unserer Kolumnenreihe „Kiek over’d Wall“ widmen sich die Autoren in unregelmäßigen Abständen Themen, die nichts mit dem Fußball in Ostfriesland zu tun haben.
Eintracht Braunschweig hat sich in der Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken mit einem 2:2 im Rückspiel nach Verlängerung den Verbleib in der 2. Bundesliga gesichert. Ein unglücklicher, aber berechtigter Handelfmeter kippte eine Partie, die bis zu diesem Zeitpunkt keinen Anlass zur Sorge bot. Das Hinspiel hatte die Eintracht mit 2:0 gewonnen. Doch der dramatische Klassenerhalt darf nicht über die strukturellen Probleme hinwegtäuschen, die den Verein weiterhin belasten.
Sven Köhlers Kritik: Ein Weckruf zur rechten Zeit
Nach dem Spiel äußerte Abwehrspieler Sven Köhler deutliche Kritik an der Vereinsstruktur und dem Umfeld. Er bemängelte ein negatives Umfeld, veraltete Trainingsbedingungen wie einen unzureichenden Kraftraum sowie das Fehlen eines klaren Spielkonzepts. Auch die Zusammensetzung der Mannschaft sei problematisch, da zu wenige Spieler konstant Leistung bringen und Verantwortung übernehmen. Köhler betonte, dass der Verein dringend modernisiert und professioneller aufgestellt werden müsse, um langfristig sportlichen Erfolg zu sichern. Köhlers Warnungen kommen vielleicht noch rechtzeitig – wenn sie denn verstanden werden.
Kaderplanung: Ein fragiles Fundament
Der Kader der Eintracht steht mal wieder vor einem Umbruch. Viele Spieler haben auslaufende Verträge oder kehren nach Leihen zu ihren Stammvereinen zurück. Lediglich Robin Krauße, Marvin Rittmüller, Leon Bell Bell und Chris Conteh haben als potentielle Stammspieler längerfristige Verträge. Rayan Philippe wird nicht zu halten sein, bringt aber wenigstens eine Ablösesumme ein. Kapitän Ermin Bicakcic denkt über das Karriereende nach. Leihspieler wie Paul Jaeckel, Richmond Tachie und Niklas Tauer verlassen den Verein. Für Julian Baas besteht eine Kaufoption, die wohl gezogen wird. Unklar ist die Zukunft von Lino Tempelmann, der keine Kaufoption hat und mit dem 1. FC Nürnberg in Verbindung gebracht wird.
Trainerfrage: Wer übernimmt das Ruder?
Nach der Trennung von Daniel Scherning vor den Relegationsspielen übernahm Marc Pfitzner interimistisch das Traineramt und führte die Mannschaft zum Klassenerhalt. Ob er dauerhaft Cheftrainer bleibt, ist offen. Namen wie Robert Klauß und Markus Anfang kursieren als mögliche Nachfolger. Die Entscheidung hängt auch von den finanziellen Möglichkeiten des Vereins ab. Wichtig wäre es, einen Coach zu finden, der mit einer eigenen Vision an die Oker kommt und auch das Standing hinbekommt, diese umzusetzen.
Finanzen: Sponsoring mit Luft nach oben
Finanziell steht die Eintracht vor Herausforderungen. Der Hauptsponsor Brawo Group bringt etwa eine Million Euro pro Saison ein, was im Ligavergleich nur unteres Mittelfeld bedeutet. Die Einnahmen aus dem Sponsoring sind insgesamt ausbaufähig. Um infrastrukturelle Baustellen anzugehen, muss der Verein neue Sponsoren gewinnen und die Einnahmeseite stärken. Dazu muss man sich aber trauen, auch einmal „out of the box“ zu suchen. Bisher hatte die Eintracht übrigens lediglich zwei Mal Trikotsponsoren, die nicht aus der Region stammten: TXU (hatten den lokalen Energieversorger der Stadt Braunschweig übernommen) und Seat (Teil der Volkswagen-Gruppe).
Fazit: Der Klassenerhalt ist nur der Anfang
Der Verbleib in der 2. Bundesliga ist ein Erfolg auf Zeit, doch ohne grundlegende Veränderungen droht der Abstieg in der kommenden Saison. Eintracht Braunschweig muss den Kader verstärken, die Trainerfrage klären und die finanziellen Grundlagen verbessern, um langfristig konkurrenzfähig zu bleiben.