Am Sonntag noch feierte der TuS Rot-Weiß Emden/Kickers II den Titel in der Ostfrieslandklasse A – am Montag bereits war die komplette Mannschaft Geschichte. Der hart erkämpfte 3:1-Sieg bei Blau-Weiß Borssum II hatte das spannende Kopf-an-Kopf-Rennen mit Suurhusen entschieden. Doch kaum war der Jubel verklungen, blieb in Conrebbi nichts als ein leeres Mannschaftsfoto und eine offene Frage: Wie geht es jetzt weiter?
Ein Titel, ein Schock, ein kompletter Umbruch
„Alle Spieler werden uns verlassen“, bestätigt Markus Tebben, Vorsitzender des TuS Rot-Weiß Emden und gleichzeitig Vorstandsmitglied bei Kickers Emden, der Ostfriesen-Zeitung. Eine Aussage, die in ihrer Klarheit schmerzt – und die Tragweite der Situation nur erahnen lässt. Denn hier geht es nicht um drei, vier Wechsel. Es geht um einen kompletten Kader, der sich in alle Himmelsrichtungen zerstreut – inklusive Torjäger Jannik Stomberg, der künftig für den Bezirksligisten TuS Pewsum aufläuft.
Was folgte, war eine Welle von Abschieden, die schon früh Fahrt aufnahm. Als Erfolgstrainer Tobias Stöhr seinen Wechsel zum Süderneulander SV verkündete, schlossen sich ihm zahlreiche Leistungsträger an. Eine Entwicklung, die niemand wirklich stoppen konnte – und die ausgerechnet dann voll einschlug, als die sportlichen Erfolge eigentlich belohnt werden sollten.
Gerüchteküche und Gerangel um Talente
Die ostfriesische Fußballszene reagierte prompt: Gerüchte über einen Aufstiegsverzicht oder sogar eine Abmeldung der Mannschaft machten die Runde. A-Klassen-Staffelleiter Tjark Heinks wurde am Sonntag vor Ort beinahe gleichzeitig mit der Meisterehrung zur Krisenkommunikation gezwungen. Doch das Signal war klar: RW/Kickers will den Aufstieg wahrnehmen. Punkt.
Wie das gelingen soll, ist nun die Aufgabe von Markus Tebben und seinem Team. Die Hoffnung ruht auf der starken A-Jugend von Kickers Emden – insbesondere der Niedersachsenliga-Mannschaft. Aber klar ist auch: Die besten Talente sind begehrt, und ein Drei-Klassen-Sprung für Spieler aus der zweiten Herrenmannschaft der Conrebbianer ist keine einfache Lösung.
Zwischen Wiederaufbau und Resthoffnung
Ganz ohne externe Hilfe wird es nicht gehen. „Wir werden auch Spieler von außerhalb fragen“, so Tebben wenig überraschend. Der Vorsitzende gibt sich kämpferisch – aber auch realistisch. Und wer weiß: Vielleicht schlägt das Fußballherz mancher Spieler doch noch in rot-weiß. Einige hätten sich ohnehin Suurhusen anschließen wollen – sollten die in der Relegation scheitern, stehen die Conrebbianer bereit, die Heimkehrer mit offenen Armen zu empfangen.
Fazit: Meister ja – Krise auch. Aber auch eine Chance.
So paradox es klingt: Inmitten dieser sportlichen Katastrophe liegt auch die Chance auf einen echten Neuanfang. Einen mit Perspektive, frischem Personal und dem Wissen, dass man im Notfall auch ohne Netz fliegen kann – solange der Wille stark genug ist. Markus Tebben hat das letzte Wort: „Wir werden das hinbekommen.“
Die Frage ist nicht mehr, ob RW Emden/Kickers II aufsteigen will. Die Frage ist, mit wem.