Vier Spiele sind es noch für den Fußball-Regionalligisten BSV Kickers Emden, dann geht es in die Winterpause: Am 22. November geht es zu Blau-Weiß Lohne (5.), am 29. November kreuzt der VfB Oldenburg (13.) im Ostfriesland-Stadion auf und am 7. Dezember geht es nach Bremen auf Platz elf (9). Die Partie gegen Teutonia Ottensen, die zuletzt aufgrund von Personalmangel bei den Gästen kurzfristig verlegt wurde, soll am Dienstag, 26. November, ausgetragen werden – allerdings strebt Kickers für diese Partie Freitag, 13. Dezember, an. Nach dann 22 Partien hat der BSV bereits zwei Drittel seiner Spiele hinter sich gebracht, bevor es in die Regenerations- und Vorbereitungsphase geht.
Im Gegensatz zur Saison 2022/23 spielen die Emder dieses Mal eine hervorragende Rolle in der Liga. An guten Tagen kann der Aufsteiger jeden schlagen – an schlechten allerdings auch unerwartete Niederlagen einstecken. Dass diese Spielzeit zur Konsolidierung genutzt werden würde, war vorher eigentlich allen klar. Und trotzdem setzt es derzeit einiges an Kritik an der Mannschaft, die derzeit Tabellenrang sechs einnimmt. Und das wundert mich. Denn nach langen Jahren in der sportlichen Diaspora, mit wenig Hoffnung auf kontinuierliche Besserung, hat Fußball-Ostfriesland jetzt endlich wieder ein Projekt, das Lust macht auf mehr. Selbst dann, wenn ein Spiel – oder zwei – in die Hose geht.
Der Mensch, besonders der Fußballfan, ist vergesslich
Es hat den Anschein, die Menschen haben vergessen, wie es noch vor kurzem beim BSV aussah. Dass bereits der vorherige Aufstieg in die Regionalliga 2022 zwar wohltuend, aber eben doch nicht souverän vonstatten ging. Und dass der BSV dann sang- und klanglos abgestiegen ist. Vor allem aber: Dass rund um die Infrastruktur nichts geschah. Oder besser: Nichts geschehen konnte. Denn Kapazitäten für die mittlerweile erledigten Verbesserungen im Stadion waren lange Jahre lang schlichtweg nicht vorhanden.
Das hat sich mittlerweile geändert. Die Zusammenarbeit mit Henning Rießelmann und die damit zusammenhängenden Veränderungen waren für manchen im und um den Verein herum sicherlich kein Wellness-Urlaub, aber der sportliche Leiter hat eine sehr genaue Vorstellung von dem, was zu tun ist. Er hat erkannt, dass Kickers Emden ein hervorragender Mantel ist, um hier sukzessive Profifußball aufzubauen. Und er hat gesehen, was dafür verändert werden muss. Die bisherige Entwicklung gibt ihm Recht.
Übertriebene Kritik an Bergmann ist fehl am Platz
Man könnte meinen, dem Klub würde jetzt ein wenig Ruhe gegönnt, um sich nachhaltig zu entwickeln. Diese Geduld aber hat nicht jeder. Und so wird derzeit fröhlich herumkritisiert. Einer der Punkte: Marcel Bergmann. Der Keeper war im vergangenen Winter zurückgekommen zu seinem Jugendverein und ist mittlerweile die unumstrittene Nummer eins. Er ist dieser Typ Torwart, der intelligent mitspielt. Das bedeutet im besten Fall, dass auch derjenige Feldspieler, der ansonsten „letzter Mann“ wäre, sich mit in Offensivbemühungen einschalten kann, weil der Torwart diesen Job übernimmt. Bergmann ist stark am Ball, eine Katze auf der Linie und hat ein sehr gutes Auge für Situationen – ein Glücksfall für den BSV.
Allerdings ist diese Art mitzuspielen nun einmal nicht ohne Risiko. Und so sieht es eben spektakulär aus, wenn es dem Gegner gelingt, diese taktische Variante für sich zu nutzen. Nicht so spektakulär wirkt es dagegen, wenn Bergmann frühzeitig Bälle abfängt und sie verteilt oder allein durch seine Präsenz und Position dafür sorgt, dass der Gegner seine Angriffsbemühungen überhastet einleiten muss. Die Vorteile eines mitspielenden Torhüters sind immens, und Bergmann verkörpert diese Rolle hervorragend. Kritik an ihm wegen vermeintlicher Patzer ist Unsinn – ich wage zu behaupten, dass Kickers mit einem Old-School-Goalie der Marke Rudi Kargus weniger Tore und Punkte auf dem Konto hätte.
Ein guter Regionalligist
Auch andere Mannschaftsteile werden gern und nicht selten unsachlich angegangen. Warum eigentlich? Das Team spielt auf einem Level, der aufgrund der Fähigkeiten und des Erfahrungsschatzes als angemessen betrachtet werden darf. Damit Kickers Emden mit Vereinen wie dem SV Meppen oder dem TSV Havelse mithalten kann, benötigt es derzeit eben noch einen perfekten Tag. Ansonsten ist der BSV genau das, was die Tabelle aussagt: Ein guter Regionalligist. Und damit ist der BSV Kickers Emden auch voll im Soll.
[…] Kickers Emden ist der aktuelle Aufsteiger aus der Oberliga Niedersachsen. Der Verein weist einen Gesamtmarktwert von 925.000 Euro auf. Der durchschnittliche Spielerwert liegt bei 39.000 Euro, was für einen Aufsteiger in die Regionalliga typisch ist. Auffällig ist, dass der Kader keine Legionäre umfasst, was den Fokus auf regionale Spieler widerspiegelt. […]