Hach, wat moi! Die Stadt Oldenburg gönnt sich und einem der dortigen Fußballclubs, dem in der viertklassigen Regionalliga Nord spielenden VfB, ein neues Stadion. Mit 31 zu 18 Stimmen votierten die Lokalpolitiker am 15. April mehrheitlich dafür. Um die 50 Millionen Euro soll es die klamme Stadtkasse kosten, dafür hat es dann aber auch satte 10.000 Plätze… das sind 5.000 Euro pro Platz – Zumindest, wenn die Baukosten im Rahmen bleiben, was bei Projekten der öffentlichen Hand eher die Ausnahme ist. Und dann hat man auch nur ein Stadion mit eben diesen 10.000 Plätzen. Das reicht noch für die Dritte Liga, aber bereits ein Aufstieg in die unterste Profiklasse der DFL, die Zweite Bundesliga, würde mit diesem Stadion nicht funktionieren, denn hierfür sehen die Lizenzbedingungen eine Spielstätte mit mindestens 15.000 Plätzen vor. Natürlich, der Neubau verfügt über eine sogenannte „Ausbaureserve“ auf 15.000 Plätze. Aber: diese Option zu ziehen kostet weiteres Geld.
Schon die geplante Kapazität zeigt, die Stadt Oldenburg plant für ihren Verein für Bewegungssport maximal die Dritte Liga ein. Und die ist, obwohl vom DFB als Premiumspielklasse promotet, eine wirtschaftlich höchst schwierige. Geld verdienen kann man hier in der Regel nicht, das geht erst eine Stufe höher. Warum?
- Geringe TV-Einnahmen: Im Vergleich zur Bundesliga und sogar zur 2. Bundesliga erhalten Vereine in der Dritten Liga deutlich weniger Geld aus TV-Rechten.
- Begrenzte Zuschauerzahlen: Unattraktive Gegner, teilweise sogar Zweitvertretungen von Bundesligisten, sorgen für relativ niedrige Zuschauerzahlen, was sich natürlich auf die Einnahmen aus Ticketverkäufen auswirkt.
- Hohe Reisekosten: Die dritte Liga umfasst Vereine aus ganz Deutschland, was zu hohen Reisekosten für Auswärtsspiele führt, insbesondere für Vereine, die geografisch weit voneinander entfernt sind. Der VfB Oldenburg gehört mit seiner geografischen Lage ganz sicher zu diesen Klubs.
- Kaum Attraktivität für Sponsoren: Unattraktive Gegner, niedrige Zuschauerzahlen, kaum TV-Präsenz – um in dieser Liga nennenswerte Beträge zur Verfügung zu stellen, muss ein Sponsor schon Fan des Klubs sein.
Der VfB Oldenburg als Ankermieter (bisher der einzige bekannte) wird bei den erwarteten Umsätzen nicht in der Lage sein, eine angemessene Pacht für das Stadion zu zahlen. Wofür kann das Stadion sonst noch genutzt werden? Für andere Feldsportarten, wobei die in Deutschland kaum über den Amateurstatus herauskommen. Konzerte? Die dürften sich angesichts der schmalen Kapazität kaum lohnen und würden eher zur Imagepflege beitragen. Weitere Veranstaltungen, auch und gerade in Kooperation mit der Weser-Ems-Halle, sind ebenfalls schwer vorstellbar. Wo also will die Stadt Oldenburg Geld verdienen, um diesen teuren Neubau zu rechtfertigen? Die optimistischen Berechnungen der Planer gehen von möglichen Einnahmen im Jahr in Höhe von gut einer Million Euro aus – eine Summe, die nicht einmal für die Betriebskosten reicht. Entsprechend plant die Stadt Oldenburg, nach Abzug der Einnahmen, mit einem jährlichen Zuschuss von bis zu 2,2 Millionen Euro. Das Stadion wird also nicht refinanziert, im Gegenteil kostet es die Steuerzahler jährlich richtig viel Geld.
Der VfB Oldenburg hat derzeit in der Regionalliga Nord übrigens einen Schnitt von um die 2.800 Zuschauer pro Spiel. Das ist zwar Platz zwei in der Zuschauertabelle, aber eben doch weit entfernt vom SV Meppen (etwa 6.200 pro Partie). Der VfB hat bereits jetzt gesalzene Eintrittspreise, trotzdem kommt er bei einer üblichen, konservativen Mischrechnung auf Einnahmen von lediglich 45.000 bis 54.000 Euro, pro Spiel. In der Regionalliga Nord spielen derzeit 18 Teams, jeder Klub hat also 17 Heimspiele. Der VfB Oldenburg wird also Ticketeinnahmen in Höhe von etwa 850.000 Euro generieren. Übrigens: In der vergangenen Spielzeit in Liga 3 hatte der VfB auch nur einen Schnitt von 5.200. Die Annahme, dass das Stadion bei Wiederaufstieg in diese Klasse ständig ausverkauft sei, ist also schon ziemlich gewagt.
Wirtschaftlich rechnen wird sich dieses Stadion also nicht. Warum aber leistet sich Oldenburg dann diesen Bau? Das kann man nur vermuten (Ihr dürft unten gern abstimmen, was Ihr am Wahrscheinlichsten haltet). Die Schlüsselfigur ist dabei aber sicherlich Jürgen Krogmann. Der SPD-Politiker ist seit 2014 der Oberbürgermeister der Huntestadt, gilt als VfB-Fan und ist seit langem Befürworter eines Neubaus. Er hat ordentlich für die Idee getrommelt, wenn auch erst wieder seit 2022, als der VfB den Aufstieg in die Dritte Liga feierte. Im Jahr 2026 soll begonnen werden zu bauen, man rechnet mit etwa 18 Monaten Bauzeit. Zum Rückrundenstart 2027 könnte der VfB Oldenburg also in sein schmuckes neues Domizil ganz in der Nähe des früheren Donnerschwee-Stadions ziehen.
In welcher Liga aber spielen die Oldenburger dann? In der aktuellen Saison hat der VfB das Ziel Wiederaufstieg krachend verpasst, derzeit liegt das Team auf Rang neun. Den größten Konkurrent um den Platz an der Sonne in der kommenden Spielzeit darf man wahrscheinlich im SV Meppen erwarten – der ist Tabellenzweiter und könnte die auf Rang eins thronende Reserve von Hannover 96 noch abfangen – oder nachrücken, falls die DFL dem Zweitligisten aufgrund seiner ständigen Verstöße gegen 50+1 doch noch die Lizenz verweigert. Falls beides nicht passiert, sitzt Meppen da oben wie ein Korken auf der Flasche. Aus der Dritten Liga kommt der VfB Lübeck zurück in die Spielklasse – auch die Travestädter werden den direkten Wiederaufstieg anpeilen. Und dann ist da auch noch der einsame Spitzenreiter der Oberliga Niedersachsen, Kickers Emden. Am Delft wird man zwar nicht unbedingt den Durchmarsch als Ziel herausgeben, allerdings entsteht hier etwas, mit dem man in der vierten Liga definitiv wird rechnen müssen. Mittelfristig allerdings streben auch die Emder den Aufstieg in die Drittklassigkeit an.
Für den VfB Oldenburg wird es eine gefährliche Zeit. Bis das Stadion nutzbar ist, müssen Verein und Kader deutliche Verbesserungen erfahren. Im Grunde ist man zum Aufstieg verdammt, und das kann schnell in die Hose gehen. Der VfB wäre nicht der erste Klub, der durch ambitionierte Pläne in die Pleite geriet. Aber sehen wir es aus ostfriesischer Sicht einmal positiv: In Oldenburg entsteht ein prima Ausweichstadion für Kickers Emden, wenn das eigene Ostfriesland-Stadion selbst ertüchtigt werden muss. Das geht dann ja auch nicht von heute auf morgen.
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