Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens spricht gern über „Sicherheit im Fußball“. Nur wirkt es in den Kurven so, als spreche sie aus massiver Distanz über die Fans – und nicht mit ihnen. Die Ministerin kommt aus Bremerhaven. Dort ist seit dem Aus des FC Bremerhaven 2012 keine nennenswerte Fußballszene mehr da. Und bereits davor war die Seestadt eher geprägt von Sportarten, die im Vergleich zum Fußball eher Exoten sind. Das hat ihren Blick von außen auf Stadien, Fankultur und Derby-Dynamik vielleicht geprägt – und erklärt auch, warum ihre Tonlage oft nach bloßen Verwaltungsakten statt Fußballkompetenz klingt.
Beim jüngsten Niedersachsen-Derby in Braunschweig funktionierten die Sicherheitsplanungen der Gastgeber. Polizei und Bundespolizei zogen eine positive Bilanz, lobten die Zusammenarbeit und ein Konzept, das den Tag im Griff hatte. Die heikle Szene kam nicht aus dem Heimbereich. Unterbrechung wegen massiver Pyro im 96-Block, der Gästebereich lieferte die Negativschlagzeilen. Aber, auch das gehört zur Wahrheit, für ein Derby war es fast schon gar nichts. Der Gesamttag verlief verhältnismäßig ruhig. Das ist Fakt.
Und Behrens? Wer erwartet, sie würde Eintracht Braunschweig für das funktionierende Setup oder die Disziplin im Heimbereich ausdrücklich loben, wird enttäuscht. Ihre Botschaft nach dem Derby war erneut die Ankündigung von und Forderung nach Sanktionspolitik: härtere und konsequentere Stadionverbote, personalisierte Tickets, strengere Einlasskontrollen, weniger Gästekarten. Das ist die alte Leier – Kollektivmaßnahmen statt Ursachenarbeit.
Undiplomatisch, machtlos, kompetenzfrei
Gibt es irgendwo ein gegenteiliges Signal von ihr? Ja, minimal: Ein Lokalsender aus Hannover schrieb, Behrens ziehe „eine recht positive Bilanz“ – bezogen auf die Polizei-Strategie. Kein Lob für die Heimkurve, keinen Dank an den Club, kein erkennbarer Kurswechsel. Im Tenor bleibt es beim erhobenen Zeigefinger. Das ist maximal undiplomatisch
Das passt ins Gesamtbild. Schon vor dem Spiel hielt sie am Werkzeugkasten der Einschränkungen fest und brachte personalisierte Tickets und Teilausschlüsse immer wieder als Option ins Spiel. Genau das macht sie in den Kurven zum Feindbild. Wer Fankultur pauschal als Risiko rahmt, wird in Braunschweig nicht als Partner wahrgenommen. Sicherheit heißt hier: verlässliche An- und Abreise, dichte aber faire Trennung, gut finanzierte Fanprojekte, harte Kante gegen tatsächliche Täter – und Respekt für alle anderen. Dafür braucht es Dialog auf Augenhöhe. Kollektivstrafen sind ein Zeichen von Machtlosigkeit, nicht von Kompetenz.
Die Ministerin hat die Derby-Bilanz maximal verkackt. Sorry für die Wortwahl, aber tatsächlich fällt mir gerade kein anderer Begriff dafür ein.

