Wal, da bläst er!
Wal, da bläst er!

Die 50+1-Regel, dieses letzte Feigenblatt deutscher Fußballromantik, wird zur Dauerbaustelle – und jetzt mischt das Bundeskartellamt wieder kräftig mit. Sieben Jahre dauert das Verfahren bereits, doch nun wird der DFL unmissverständlich klar gemacht: So geht das nicht weiter. Besonders im Fadenkreuz: Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg – zwei Vereine, die Werksmannschaften mit Dauerbonus sind und bei der 50+1-Regel bislang artig mit einem Persilschein durchgewunken wurden. Damit soll nun Schluss sein.

Ein bisschen Regel für alle, aber Sonderrechte für die Konzerntöchter?

Was jahrzehntelang mit dem Label „Tradition“ geschmückt wurde, fällt dem deutschen Profifußball gerade auf die Füße. Dass Bayer Leverkusen und Volkswagen in Wolfsburg ihre Klubs weiterhin mit der großzügigen Ausrede „langjährige Förderung“ durchregieren dürfen, ist aus Sicht des Kartellamts europarechtlich kaum mehr haltbar. Kein Wunder: Während andere Vereine sich mit Mitgliederdemokratie, Fanbeteiligung und lästigen Mehrheiten herumschlagen müssen, laufen die Entscheidungen in Leverkusen und Wolfsburg geschmeidig durch die Chefetagen der Konzerne. Von Fairness im Wettbewerb kann da keine Rede sein.

Optimismus in Leverkusen, Abenddämmerung in Wolfsburg

Allerdings: Bayer Leverkusen muss man dabei gesondert betrachten. Die Bayer AG ist zwar Gründer des Vereins sowie Eigner der Fußball-GmbH, die finanzielle Unterstützung bleibt im Großen und Ganzen aber doch auf marktüblichem Niveau. Beim Deutschen Meister von 2024 wird man sich also wohl keine allzu großen Sorgen machen müssen, was die Umsetzung der 50+1-Regelung angeht – man wird einen Weg finden. Anders die Situation beim VfL Wolfsburg: Hier pumpen die Volkswagenwerke seit Jahrzehnten unverhältnismäßig hohe Summen in ein Konstrukt, das trotzdem (oder gerade deswegen) immer noch massive Akzeptanzprobleme plagt. Es ist offensichtlich: Wenn der VfL die 50+1-Regelung anwenden muss, ist hier bald Schluss mit Bundesliga.

RB Leipzig: Ein Verein mit 23 handverlesenen Mitgliedern

Weniger offiziell auf dem Prüfstand, aber doch glasklar angesprochen, wird auch RB Leipzig. Der „sächsische“ Brauseklub hat aus der 50+1-Regel ein absurdes Kunstprodukt gemacht. Der Verein besitzt zwar die Stimmenmehrheit – aber nur, weil es beim „eingetragenen Verein“ exakt 23 stimmberechtigte Mitglieder gibt. Mitgliedschaft auf Antrag? Nur dann, wenn Red Bull will. Das mag formal korrekt sein, ist aber der blanke Hohn für alle, die sich unter „Vereinskultur“ mehr vorstellen als einen Marketingtrick.

Hannover 96: Kind bleibt Kind

Und dann wäre da noch Hannover 96. Ein Klub, bei dem sich die Kapitalseite seit Jahren mit dem Verein in den Haaren liegt. Martin Kind, inzwischen 81 und immer noch das personifizierte Machtvakuum, bekämpft die 50+1-Regel schon seit Langem. Dass er sich dabei genüsslich über Vereinsvorgaben hinwegsetzt, ist schon fast Folklore – und genau deshalb ein weiteres Beispiel dafür, dass die DFL endlich klare Kante zeigen muss.

Kartellamt: Macht endlich Ordnung!

Kartellamtschef Andreas Mundt bringt es auf den Punkt: Die DFL muss für einheitliche Wettbewerbsbedingungen sorgen – und die 50+1-Regel diskriminierungsfrei und konsequent anwenden. Keine Sonderrechte mehr für Konzernklubs. Keine Alibimitglieder mehr bei Retortenvereinen. Keine Grauzonen mehr bei Kapitalinteressen.

Die 50+1-Regel ist entweder ein Grundpfeiler des deutschen Fußballs – oder gar nichts. Jetzt ist die DFL am Zug. Vielleicht ja mit mehr Rückgrat als bei der letzten Investorenabstimmung.

Von togo

Hat Trainerschein und Lust zum Schreiben - gefährliche Mischung. Findet Schirischelte billig und kann Schwalben nix abgewinnen. Höchste erreichte Ligen: Kreisliga (Spieler), Landesliga (Trainer), Oberliga (Funktionär).

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