Der Blick in die heutige Emder Zeitung lässt eine kleine Bombe platzen. Lars Möller berichtet sachlich über die Entwicklungen beim JFV der Seehafenstadt Emden – doch hinter der nüchternen Nachricht steckt ein Paukenschlag für den Emder Jugendfußball: Die Geschichte, die er erzählt, markiert nicht weniger als den Anfang vom Ende eines langjährigen Missverständnisses und den nahenden Abschluss eines Kapitels, das nie so recht zu passen schien. Kurz: Blau-Weiß Borssum wird den JFV zum Saisonende verlassen und seine Jugendmannschaften künftig wieder unter dem eigenen Wappen auflaufen lassen. Eine Entwicklung, die mich nicht überrascht.
Noch 2012/13 gehörte ich selbst zu den Initiatoren der JFV-Gründung in Emden und erinnere mich sehr gut an die Vorgänge, die jede Aufbruchstimmung schnell erstickten. In der Spielzeit 2012/13 gehörte ich zum Trainerteam der U15 des BSV Kickers Emden und hatte viele Kontakte in die Emder Jugendfußball-Szene. Der Tenor war eindeutig: Es wurde für die eigenständigen Vereine immer schwieriger, eigene Mannschaften zu melden, weil ihnen oft der Nachwuchs fehlte. Gleichzeitig gab es einen Mangel an geeigneten Jugendtrainern. Entsprechend schnell gewann die Idee eines Jugendfußballvereins für Emden an Unterstützung. Als dann auch Kickers Emden – mitten in der Insolvenz – seine grundsätzliche Bereitschaft zur Teilnahme an einem Zusammenschluss äußerte, waren alle überzeugt: Das wird ein ganz großes Ding für Emden!
NFV-Kreis Emden und Stadtsportbund unterstützten die Bemühungen
Nach diversen Vorgesprächen kam schließlich Bewegung in die Sache. Der damals noch existierende NFV-Kreis Emden mit dem legendären Vorsitzenden Theo Christians sowie der Stadtsportbund um Hans-Jürgen Wemhörner boten ihre Unterstützung an. Letztlich hatten alle interessierten Vereine Vertreter zur Koordinationsversammlung geschickt, die sich je nach Interesse einer der Arbeitsgruppen anschlossen. Die Arbeitsgruppen lieferten schnell gute Ergebnisse. Ideen, was ein JFV in Emden beinhalten sollte, gab es in Hülle und Fülle. Die Zusammenarbeit der Vereinsvertreter war konstruktiv und geprägt von gutem Willen – fast schon eine Euphoriewelle, die uns trug.
Doch als es Mitte 2013 an der Zeit war, die Ergebnisse der Arbeitsgruppen zur Diskussion zu stellen, folgte das bittere Erwachen. Aus den Reihen der Vereinsvorstände wurden Bremsen verteilt. Ein Vorsitzender äußerte sinngemäß, man lasse sich als Vereinsboss nichts von Arbeitskreisen vorschreiben, und die Gründung eines JFV sei Chefsache. Diese Haltung war ein klares Misstrauensvotum gegen die Arbeit der Initiatoren. Die Arbeitskreise beschlossen dennoch, zur Gründungsversammlung einzuladen – in der Hoffnung, klarzumachen, dass man niemandem etwas vorschreibe, sondern lediglich Empfehlungen ausarbeite.
Die ursprünglich für den Sommer geplante Veranstaltung wurde aufgrund von Redebedarf auf den 30. Oktober 2013 verschoben. Doch noch kurz davor hatte der NFV eine Konkretisierung der Regularien für Jugendfußballvereine veröffentlicht: Nur zwei Mannschaften pro Jahrgangsstufe sollten zugelassen werden. Damit war eine Beteiligung von Kickers Emden obsolet. Erst später stellte sich heraus, dass es noch dauern sollte, bis die Regelung greifen werde, doch der Schaden war angerichtet. Die Versammlung vertagte sich ohne neues Datum.
Es dauerte noch bis zur Gründung des JFV
An diesem Tag verließ ich die Arbeitsgruppe – und war weder der Erste noch der Einzige. Die bisher so sicher scheinende Gründung eines JFV war gescheitert. Letztlich wurde der JFV am 14. Mai 2015 gegründet, allerdings ohne Beteiligung von Kickers Emden und ausschließlich als Breitensportverein. Die hastige Gründung aufgrund der anstehenden Inkraftsetzung der Nur-zwei-Teams-je-Jahrgang-Regelung des NFV ließ wenig Raum für eine sorgfältige Vorbereitung.
Ich habe den Weg des JFV weiterverfolgt, ohne mich einzubringen. Der Austritt von Blau-Weiß Borssum erscheint mir gut überlegt und folgerichtig. Der Verein ist solide aufgestellt und braucht den JFV nicht – doch der JFV braucht Borssum. Es steht in den Sternen, ob der JFV diese Entwicklung übersteht. Ich befürchte: nein.