Der Borssumer Fanblock, wie gewohnt gut gefüllt und lautstark.
Der Borssumer Fanblock, wie gewohnt gut gefüllt und lautstark.

Gute Hallenfußballturniere leben nicht nur von spannenden Spielen, sondern auch davon, dass die vermeintlichen Underdogs eine große Rolle spielen. Zwar gewinnt in der Regel ein klassenhöheres Team, aber manchmal hält diese Regel – zum Glück – einen festen Winterschlaf. So wie am Freitag und Sonnabend in der Emder Nordseehalle bei der 40. Hallenstadtmeisterschaft. Dort machten gleich vier Außenseiter die Halbfinals unter sich aus, die Bezirksligisten waren bereits ausgeschieden.

Der Borssumer Fanblock, wie gewohnt gut gefüllt und lautstark.
Der Borssumer Fanblock, wie gewohnt gut gefüllt und lautstark.
Vorrunde Gruppe A

Titelverteidiger Sportfreunde Larrelt, einer dieser Bezirksligisten, scheiterte sogar bereits in der Vorrunde. Als hoher Favorit in einer Gruppe mit ansonsten drei Ostfrieslandklassisten gestartet, setzte es Niederlagen gegen Frisia Emden (1:2) und den TuS Rot-Weiß Emden (4:5). Erst im letzten Gruppenspiel gab es ein deutliches, allerdings wertloses, 7:2 gegen die an diesem Tag chancenlosen Sternamisen aus Wolthusen. Allerdings: Bereits nach drei Minuten im ersten Spiel hatte sich Larrelts Keeper Marc Weddermann schwer verletzt (Muskelfaserriss in der Wade) und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ab diesem Moment, das war festzustellen, fehlte Larrelt das Momentum.

Vorrunde Gruppe B

Larrelts Staffelgefährte Blau-Weiß Borssum blieb dieses frühe Schicksal erspart. Im Gegenteil reichten sieben Punkte zum Gruppensieg in einer Gruppe, in der der Bezirksligist mit drei B-Klassisten allerdings auch ein, zumindest auf dem Papier, einfaches Programm zu bewältigen hatte. Mit in die Zwischenrunde zogen zum ersten Mal seit – keine Ahnung, ich erinnere mich nicht mehr – die Freien Turner 03 ein. Im letzten Gruppenspiel reichte ein 4:4 gegen Mitausrichter Spiel und Sport. Hätte Ausrichter SuS Emden gewonnen, wären sie anstelle der Turnerschaft weitergekommen. Tragisch verlief das Turnier für Wybelsum. Das Team hätte gegen Borssum einen Zähle holen müssen, um eine Chance auf Platz zwei zu haben. Die Blau-Weißen überranten sie im letzten Gruppenspiel aber mit 8:0.

Immer fokussiert bleiben: Aber was die Biermarke angeht, besteht dringender Redebedarf.
Immer fokussiert bleiben: Aber was die Biermarke angeht, besteht dringender Redebedarf.
Vorrunde Gruppe C

Deutlich ausgeglichener besetzt war die Vorrundengruppe C mit der Niedersachsenliga-U19 des BSV Kickers Emden, dem Ostfrieslandliga-Zweiten TuS Eintracht Hinte und dem TuS Borkum (Ostfrieslandklasse A). Lediglich Ausrichter TB Twixlum aus der C-Klasse fiel hier nominell etwas ab, allerdings auch nur nominell. Letzten Endes setzte sich die BSV-U19 souverän mit sieben Punkten durch. Als Zweiter mit in die Zwischenrunde rutschte der TuS Hinte, der mit vier Zählern die gleiche Anzahl einfuhr wie Twixum, dann aber von seinem besseren Torverhältnis profitierte. Hier zeigte sich zum ersten Mal, dass der direkte Vergleich bei Punktgleichheit nicht herangezogen wurde – Pech für den Turnerbund, der Hinte mit 3:2 geschlagen hatte. Der TuS Borkum schlug sich redlich, holte seinen einzigen Zähler allerdings erst im letzten Spiel gegen Twixlum und „versaute“ denen damit das Weiterkommen.

Vorrunde Gruppe D

Eine Art „Gemeinde-Hinte-Gruppe“ mit Emder Einlage stellte die D-Gruppe dar. Hier trafen mit der FT Groß Midlum, dem Wandertrupp Loppersum sowie den Concorden aus Suurhusen gleich drei Teams von überhaupt nur vieren in der Gemeinde Hinte aufeinander. Den dritten A-Klassisten neben Groß Midlum und Suurhusen stellte die Reserve von Blau-Weiß Borssum – eingesprungen für den D-Ligisten RSV Emden, der die Teilnahme dann doch noch absagte. Loppersum als C-Klassist durfte sich als Außenseiter fühlen und beendete den Abend dann auch tatsächlich als einziges Team des Turniers ohne Punkt. Letztlich qualifizierten sich die Borssumer sowie A-Klasse-Spitzenreiter Concordia Suurhusen für die Zwischenrunde, die Entscheidungen fielen allerdings alle erst in den letzten Spielen. Das Ausscheiden von Groß Midlum war bitter: Ein Sieg gegen Suurhusen, der das Weiterkommen bedeutet hätte, war möglich, letztlich trennte man sich allerdings mit 4:4 – nach einer 3:0-Führung der Mil’mer, dazu fiel der Ausgleich für Suurhusen im letzten Moment, durch ein Eigentor. Schlimmer geht es wohl nicht.

Großer Sport auf dem Parkett, hier bei Concordia Suurhusen gegen den TuS Hinte
Großer Sport auf dem Parkett, hier bei Concordia Suurhusen gegen den TuS Hinte
Zwischenrunde Gruppe A

Hier trat mit der Kickers-U19 einer der heimlichen Turnierfavoriten an – und scheiterte knapp. Als entscheidend erwies sich dabei das erste Gruppenspiel gegen die Reserve von Blau-Weiß Borssum, das trotz spielerischer Überlegenheit und einer Vielzahl an Chancen mit 1:2 verloren wurde. Auch im letzten Spiel gegen Frisia Emden führten die Jungspunde bereits mit 2:0, unterlagen dann aber doch noch 2:3. Die Cleverness der erfahrenen Spieler hatte sich letztlich doch gegen die jugendliche Spielfreude durchgesetzt. Chancenlos an diesem Tag waren die Freien Turner 03, die mit 4:13 Toren und keinen Punkten einiges einstecken mussten. Allerdings zeigte de B-Klassist trotzdem eine engagierte Leistung und wurde schon etwas unter Wert geschlagen.

Zwischenrunde Gruppe B

Und hier erwischte es den zweiten – und letzten – Favoriten des Turniers! Bezirksligist Blau-Weiß Borssum leistete sich gegen den TuS Rot-Weiß ein torloses sowie gegen den TuS Hinte ein 2:2-Remis. Im letzten Gruppenspiel musste BWB dann gegen Suurhusen zwingend gewinnen, nachdem die Rot-Weißen eben gerade gegen den TuS Hinte mit 2:0 gewonnen und damit den Halbfinaleinzug klargemacht hatte. Und tatsächlich legte Borssum zuerst ein 3:1 vor – verlor dann aber noch tragisch mit 3:4. Nach Concordias Ausgleich rund 90 Sekunden vor Schluss hatten die Blau-Weißen in den letzten Sekunden auf ihre Abwehr verzichtet, um das Weiterkommen doch noch zu erzwingen. Getroffen hat dann aber Tobi Damm für Suurhusen, quasi mit der Schlusssirene.

Blick auf die Haupttribüne
Blick auf die Haupttribüne
Die Halbfinals

Hier trafen jetzt also tatsächlich vier Vertreter der Ostfrieslandklasse A aufeinander. Den Anfang machten die Borssumer Reserve und der TuS Rot-Weiß. Nach einem offenen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten setzte sich Blau gegen Rot knapp mit 2:1 durch – es hätte auch anders herum ausgehen können, tat es aber nicht. Die Erste raus, die Zweite dafür im Finale, dafür lieben wir den Hallenfußball doch, oder?
Im zweiten Halbfinale duellierten sich Frisia Emden und die Concorden vom schiefsten Turm der Welt. Und auch hier wieder voller Einsatz, allerdings keine Tore – letztlich zeigte diese Partie, dass das Turnier auch von den starken Torhütern dominiert wurde. Letztlich ging es ins unvermeidliche Neunmeterschießen, bei dem letztlich ein Fehlschuss von Frisias Pascal Weddermann die Entscheidung brachte, Jan Geiken nutzte die Chance und beförderte seine Farben damit ins Finale.

Spiel um Platz 3

Gab’s nicht. Das ist aber auch nicht ungewöhnlich, nach einem verlorenen Halbfinale, bei dem man sich in der Regel ausgepowert hat, ist so ein Spiel um Platz drei beliebt wie Fußpilz. Frisia und Rot-Weiß maßen sich also „nur“ vom Punkt, und hier zeigten sich die Conrebbianer etwas treffsicherer: 4:3, der dritte Platz.

Der Suurhuser Block war voll und kein bisschen schief.
Der Suurhuser Block war voll und kein bisschen schief.
Das Endspiel

Schon vor dem Anstoß war klar, dass es heute einen ganz besonderen Sieger geben würde. Entweder schafft es die Reserve von Blau-Weiß Borssum oder ein Team aus der Nachbargemeinde Hinte. Noch in der Vorrunde am Tag davor hatte Concordia Suurhusen in der Gruppe D mit 2:1 gegen BWB II gewonnen. Ein gutes Omen? Nein, denn Borssum gelang dann doch recht deutlich die Revanche. Am Ende klingt das 5:3 zwar noch recht knapp, im Spielverlauf führte Borssum aber bereits 4:1 und 5:2, Spannung war da nicht mehr drin. Trotzdem: Es war das Finale, das dieses Turnier verdient hatte. Zwei aufopferungsvoll kämpfende Underdogs mit hoher spielerischer Veranlagung, die einfach Spaß machten. Dazu ein Publikum, das dieses Mal ausschließlich positiv auffiel und für ordentlich Stimmung sorgte. Ich sage extra „dieses Mal“, weil mir bei vergangenen Turnieren das laute Auspfeifen von Teams massiv auf den Wecker gegangen ist. Das blieb jetzt aber – großteils – aus.

Die Ehrungen

Als bester Torhüter wurde Marcel Werthmüller vom Vierplatzierten Frisia Emden geehrt. Verdient, allerdings hätte es hier auch andere würdige Kandidaten wie zum Beispiel Kevin Veltjes vom TuS Rot-Weiß gegeben. Wie schon gesagt, es war ein wenig auch das Turnier der Keeper.
Die Torjägerkanone sicherte sich Brian Wienekamp von Blau-Weiß Borssum – der Erstvertretung, die ja bereits in der Zwischenrunde die Segel streichen musste. Acht Treffer hatte Brian erzielt, freute sich aber sichtlich mehr über den Erfolg der Reserve, in der sein Bruder Andy spielt.

Das Fazit

Hallenturniere leben nicht nur von der Klasse der Partien, sondern auch von den Überraschungen. Und beides hatte diese Hallenstadtmeisterschaft ohne Ende zu bieten. Auftrumpfende Underdogs mit viel Herz, scheiternde Favoriten, tolle Spielzüge, sehenswerte Treffer, viel Einsatz und Herz. Dazu ein Publikum, das für eine großartige Untermalung sorgte – und dieses Mal auch etwas länger auf den Sitzen blieb als sonst und nicht sofort die Halle verließ, wenn die eigenen Farben ausgeschieden sind. Ein großes Lob gebührt dabei aber ganz besonders den Ausrichtern TB Twixlum und SuS Emden, die für ein tolles Turniererlebnis sorgten. Danke!

Von togo

Hat Trainerschein und Lust zum Schreiben - gefährliche Mischung. Findet Schirischelte billig und kann Schwalben nix abgewinnen. Höchste erreichte Ligen: Kreisliga (Spieler), Landesliga (Trainer), Oberliga (Funktionär).

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