Stimmung geht auch ohne Gewalt und Zerstörung.
Stimmung geht auch ohne Gewalt und Zerstörung.

Derbys haben ihre eigenen Gesetze, aber was die VfB-Fans beim Regionalligaspiel gegen Kickers Emden abgezogen haben, überschreitet alle Grenzen des Anstands. Eine historische Zaunfahne eines längst aufgelösten Kickers-Fanclubs, dessen Mitglieder inzwischen größtenteils verstorben sind, wurde ausgerechnet im Oldenburger Gästeblock gehisst – umgedreht und angeblich sogar zerrissen. Für viele Emder Fans ist das nicht nur respektlos, sondern schlicht „bodenlos und pietätlos“, wie Fanbeauftragter Philipp Hardtke es der Emder Zeitung gegenüber treffend formuliert.

Die Fahne, die Wellen schlägt

Die Fahne stammt aus den Hochzeiten des Fanclubs von 1987, als Kickers Emden noch in der Regionalliga und Dritten Liga mitmischte. Die damaligen Mitglieder, bekannt für ihre Trommeln und lauten Gesänge in Block D, prägten die Stimmung im Stadion maßgeblich. Heute lebt kaum noch jemand aus diesem Kreis. Dass ausgerechnet diese Fahne in die Hände der Oldenburger geraten konnte, bleibt ein Rätsel. „Wie die Fahne den Weg in den Gästeblock gefunden hat, wissen wir nicht“, sagt Hardtke. Eine alte Fanclub-Garage, die als möglicher Ursprung galt, existiert nicht mehr.

Was für die einen eine harmlose Provokation im Fußball sein mag, trifft in Emden auf einen wunden Punkt. Der ehemalige Vorsitzende des Fanclubs, Berthold Janßen, der auch als Fanbeauftragter der Kickers tätig war, verstarb vor einigen Jahren. „Er hätte sich im Grab umgedreht, wenn er das gesehen hätte“, so ein verärgerter Fan aus dem Emder Block.

Oldenburg bagatellisiert den Vorfall

Von Einsicht fehlt aufseiten der VfB-Verantwortlichen jede Spur. Laut VfB-Pressesprecher Fabian Speckmann sei das „Zeigen solcher Fanutensilien des Gegners ein durchaus szenetypisches Verhalten“. Eine lapidare Ausrede, die in Emden nur für Kopfschütteln sorgt. Auch im VfB-Podcast „Nordwestkurve“ hört man kein einziges Wort zu diesem Vorgang – stattdessen sinnfreies Dampfplaudern und Schönreden der Leistung der Oldenburger, die an diesem Tag massiv Glück hatten, überhaupt einen Zähler mitzunehmen. „Dieses ganze Fahnenklauen ist albern und sinnlos“, meint Hardtke. Doch hier geht es nicht nur um eine Fahne, sondern um Respekt vor einer Fankultur, die längst Geschichte ist – und um den Umgang mit einem emotionalen Erbe. Unwissenheit braucht man den Oldenburgern dabei nicht attestieren – hier ging es um eine gezielte Provokation in der Hoffnung, dass die Situation eskalieren würde.

Aufklärung dringend nötig

Emder Fans fordern nun eine klare Stellungnahme und Entschuldigung vom VfB. „Man muss sich fragen, wie weit Rivalität gehen darf“, so Hardtke. Währenddessen bleibt die Frage im Raum, wer die Fahne gestohlen und zum Derby gebracht hat. Auch die Polizei könnte bald involviert werden. Im besten Fall ermittelt der VfB selbst die Täter und sorgt dafür, dass der Vorfall geahndet wird. Aber das ist angesichts der Ignoranz und Relativierungen der Oldenburger Verantwortlichen wohl nicht zu erwarten.

Von togo

Hat Trainerschein und Lust zum Schreiben - gefährliche Mischung. Findet Schirischelte billig und kann Schwalben nix abgewinnen. Höchste erreichte Ligen: Kreisliga (Spieler), Landesliga (Trainer), Oberliga (Funktionär).

Ein Gedanke zu „„Bodenlos und pietätlos“ – Oldenburger Fans benehmen sich in Emden komplett daneben“
  1. Moin ut Flensburg.
    Hatte mich bei den Bildern schon gewundert was der Fanclub Banner da soll. Einfach nur traurig. Sollen sich die Ultras gegenseitig die Klamotten und Zaunlappen wegnehmen oder aufs Maul hauen. Wenn es fair ist: Macht was ihr wollt. Aber irgendwelchen normalen Fans Fahnen oder Schals zu ziehen ist einfach nur ehrlos!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert