Regen, Flutlicht, tiefer Rasen – der Freitagabend im Ostfriesland hatte alles, was ein spannender Fußballabend braucht. 1700 Unentwegte standen im Niesel und gingen am Ende mit warmem Herz nach Hause: Kickers Emden rang dem Tabellenführer SV Drochtersen/Assel ein 2:2 ab, einen Moralpunkt. Der Ausgleich fiel in der Nachspielzeit, und er war umstritten, wuchtig, aber verdient.


Vorher aber gab es erst noch etwas zu feiern: Tido Steffens hatte beim 2:2 in Meppen eine Woche zuvor sein 400. Spiel im Trikot des BSV absolviert – in Zeiten wechselnder Loyalitäten eine unglaubliche Zahl.
Dann aber war Fußball: Kickers legte los und drängte den Spitzenreiter erst einmal in die Defensive. Die Bälle blieben zwar in Pfützen stecken, Rückpässe wurden zum Abenteuer, doch die ersten Chancen gehörten Emden. Tobias Steffen flankte, Felix Göttlicher verlängerte, Tido Steffens zog ab – Gäste-Keeper Patrick Siefkes hielt glänzend. Drochtersen musste in dieser Phase sogar in Unterzahl klarkommen, weil Maximilian Geißen mit Nasenbluten raus musste.
Kurze Drangphase von Drochtersen zeigt schnellen Erfolg
Kurz vor der Pause drehte sich die Stimmung. Erst lenkte Göttlicher einen Freistoß fast ins eigene Netz, dann machte es Drochtersen richtig. Haris Hyseni legte an der Strafraumkante auf, Allah Aid Hamid schlenzte den Ball in den Winkel. Effektiv statt schön, 0:1 zur Halbzeit. Verdient? Nö. Interessiert es jemanden? Auch nö.
Nach dem Wechsel schraubte Emden den Druck hoch – und Trainer Stefan Emmerling bewies ein glückliches Händchen. Joker David Schiller war keine Minute auf dem Platz, da drückte er eine Hereingabe von Tobias Steffen am herausstürzenden Siefkes vorbei zum 1:1. Der Jubel war kaum verhallt, da traf Drochtersen erneut: Eine scharfe Freistoßflanke von Hamid, Nikola Serra grätschte den Ball zur erneuten Führung über die Linie.

Der Tabellenführer wollte den Deckel draufmachen, Kickers wollte das nicht zulassen. Dennis Engel blockte in letzter Sekunde gegen Tjorve Mohr, auf der anderen Seite wühlte Göttlicher im Fünfer und verpasste den Ausgleich um Stollenbreite. Als die Uhr schon Unheil versprach, kam der letzte Anlauf. Schiller ging im Strafraum zu Boden, Schiedsrichter Lennart Kernchen zeigte auf den Punkt. Die Gäste protestierten, aber der Kölner Keller blieb stumm. Tido Steffens nahm den Ball, atmete einmal tief durch und schob trocken ein.
Kickers bleibt zum vierten Mal in Serie ungeschlagen und steht jetzt mit 21 Punkten auf Rang zehn. Kein Galaabend, aber ein starkes Stück Widerstand. Genau die Sorte Punkt, die am Ende Balsam ist für die Seele, wenn auch nur bedingt für die Tabelle.

